Verbier – Zermatt

über die Haute Route

Autor
Claude Hervé-Bazin
Urheberrechte ©
Yves Garneau
Veröffentlichung
Winter 2018-2019

Die Strecke Verbier – Zermatt ist bei Skitourengängern ein Klassiker und fester Bestandteil der Haute Route von Chamonix nach Zermatt. Sie führt je nach Variante in vier bis fünf Tagen durch aussergewöhnliche Landschaften.

An der Patrouille des Glaciers wird die legendäre Strecke von Zermatt nach Verbier zurückgelegt, ansonsten aber meist in der Gegenrichtung absolviert. So behält man sich das Beste für den Schluss: die atemberaubende Ankunft im Kreis der Viertausender rund um Zermatt.
Zwei Seilbahnen bringen die Tourengänger von Verbier bis zum eigentlichen Start auf dem Col des Gentianes (2950 m). Die Passhöhe befindet sich bereits mitten im Hochgebirge. Dennoch ist die erste Etappe relativ einfach: Mit Fellen wandert man bis zum Col de la Chaux (2940 m), der vom Mont Fort (3330 m) überragt wird und direkt gegenüber dem Bec des Rosses (3223 m) liegt. Nach einer kurzen Abfahrt folgt ein schöner Anstieg mit leichten und starken Steigungen und schneebedeckten Bergkuppen bis hinauf zur Rosablanche (3336 m). Von dort oben erblickt man im Süden die majestätischen Grands Combins und, in der bläulich schimmernden Ferne, den mächtigen Mont Blanc. Das letzte Stück des Tages verläuft nur noch bergab. Über den Pra-fleuri-Gletscher geht es zur gleichnamigen Berghütte auf 2662  Metern über Meer, wo wohltuende Duschen warten.
Der zweite Tag besteht hauptsächlich aus dem Anstieg zum Col des Roux (2804 m) und der langen, etwas unbequemen Durchquerung der Ostwände von La Sâle und Le Pleureur bis zum südlichsten Punkt des Lac de Dix. Zu dieser Jahreszeit liegt der Stausee unter einer dicken Schnee- und Eisschicht versteckt. Darüber verengt sich der Pas du Chat am Fuss eines mächtigen Felsüberhangs. Nach vier bis fünf anstrengenden Stunden erreicht man die Cabane des Dix. Dort bleibt genügend Zeit, um die Nordwand des Mont Blanc de Cheillon (3870 m) zu bestaunen, die sich als perfektes Dreieck vor dem Val des Dix erhebt.
Der lange Aufstieg zum Pigne d’Arolla (3790 m) über einen ziemlich steilen Hang am nächsten Tag wird auf der Höhe von Le Serpentine von einer Eispassage unterbrochen, die nur angeseilt und mit Steigeisen durchstiegen werden kann. Die Belohnung folgt auf dem Fuss: ein überwältigendes Pano-rama mit Blick auf die gesamte Haute Route, von Chamonix bis Zermatt, vom Mont Blanc bis zum Matterhorn. Kennern lässt der Gedanke an die Rösti, die sie in der Cabane des Vignettes erwartet, das Wasser im Mund zusammenlaufen. Am vierten Tag stehen der Aufstieg zum Col de l’Evêque (3386 m) und die anschliessende Abfahrt über den oberen Teil des Arolla-Gletschers an. Bei starkem Wind und Graupel, der auf den unbedeckten Stellen im Gesicht schmerzt,  kann diese Etappe relativ ungemütlich und teilweise etwas riskant werden. Anschliessend geht es vom Plan Bertol  steil hinauf zur Bertol-Hütte. Fast 800 Höhenmeter sind zu bewältigen, der letzte Teil wird über lange Metallleitern an einer Felsnadel geklettert. In der Sonne wirkt das Panorama noch imposanter und die Route noch eindrücklicher. Als einer der wohl schönsten Aussichtspunkte entpuppt sich der Gipfel der Tête Blanche (3710 m) mit Blick auf die Dent Blanche (4357 m). Daneben, in einer Art Tête-à-Tête, die Dent d’Hérens (4174 m), dahinter, das Matterhorn (4478 m). Der Weg zurück führt in fünf Stunden vorbei an Eistürmen und Gletschern über die Nordwand nach Zermatt.
Die Tour eignet sich für Skifahrer mit guter Kondition, die in der Lage sind, während vier bis fünf Stunden durchschnittlich 300 Höhenmeter pro Stunde zurückzulegen. Die Bergführer von Zermatt (Zermatters) und Verbier organisieren diese Tour auf Anfrage. Im Pauschalpreis sind gewöhnlich das Material, die Betreuung, die Übernachtungen und die Mahlzeit in der Berghütte inbegriffen.

www.zermatters.ch (Zermatter Bergführer)
www.cabanedesdix.com
www.cabanedesvignettes.ch
www.bertol.ch
www.slf.ch (Lawinenbulletins)