Kulinarische Sternstunden

Zermatt bittet zu Tisch

Autor
Claude Hervé-Bazin
Urheberrechte ©
The Omnia | Alpine Gourmet Prato Borni | Schönegg
Veröffentlichung
Dezember 2025

Wenn die Schweiz ein Foodie-Paradies ist, dann ist Zermatt ihr Aushängeschild. Im Gault&Millau 2025 sind 22 Restaurants mit insgesamt 315 Punkten gelistet. Damit bleibt Zermatt die ungefochtene Nummer eins der Schweizer Gourmetdestinationen.

Kein anderer Ort kann kulinarisch mit Zermatt mithalten. Dank der Fülle an guten Restaurants im Dorf und auf den Alpweiden isst man nicht nur hervorragend, sondern hat dazu noch die Qual der Wahl. Wie wär’s mit einer klassischen Stube, in der es verführerisch nach geschmolzenem Käse duftet, einer bewusst rustikal eingerichteten Alphütte oder einem innovativen Gourmettempel? Oder steht Ihnen der Sinn eher nach etwas Exotischem oder Vegetarischem? Damit Ihnen die Entscheidung leichter fällt, haben wir acht besonders empfehlenswerte Lokale herausgesucht.

The Omnia
Der Speisesaal ist minimalistisch-elegant, die Aussicht von der Panoramaterrasse atemberaubend, die Küche fantastisch. Seit der junge André Kneubühler vor knapp zwei Jahren ins Omnia gekommen ist, wurde er nicht nur zur «Entdeckung des Jahres 2025» gekürt, sondern hat dem Gourmet-Restaurant auch zwei zusätzliche Gault&Millau-Punkte erkocht. «In edlen Seelen wartet die Tapferkeit nicht auf die Zahl der Jahre», legte Corneille seiner Hauptfigur in Der Cid in den Mund. Das Zitat ist dem 31-jährigen Koch wie auf den Leib geschrieben. Er hat sein Handwerk bei Tanja Grandits gelernt, die im Stucki in Basel die Küchenbrigade dirigiert. Im Omnia spielen gekonnt inszenierte, saisonale Spitzenprodukte die Hauptrolle. Sie sind grundsätzlich vegetarisch, können aber auf Wunsch mit Fisch- oder Fleischspezialitäten ergänzt werden.

the-omnia.com

After Seven
Mit einem Michelin-Stern und 17 Gault&Millau-Punkten führt das After Seven im Hotel Backstage die Rangliste der besten Zermatter Restaurants seit Jahren an. Mit viel Herzblut sorgen Florian Neubauer und sein Souschef Patrik Simon für herausragende Genussmomente. Die kulinarische (Raf)finesse, das bühnenreife Dekor des Architekten, Künstlers und Hausherrn Heinz Julen, die unkonventionelle Atmosphäre und das fünf- bis sechsgängige Überraschungsmenü machen jedes Essen im After Seven zum Erlebnis. Trotz der erfinderischen Kombinationen und der originellen Präsentation sind die Zutaten sorgfältig aufeinander abgestimmt, sodass sie ihren vollen Geschmack entfalten und mit der passenden Weinbegleitung noch besser zur Geltung kommen.

backstagehotel.ch

Ristorante Capri
Alle Jahre wieder: Im Winter, wenn in Italien nicht viel los ist, kommt ein Teil von Salvatore Elefantes Küchenteam aus dem preisgekrönten Restaurant Il Riccio auf Capri ins älteste Palasthotel Zermatts, das 1852 eröffnete Mont-Cervin. Elefante lässt sich für seine spontanen, einfachen Gerichte von den Aromen seiner Kindheit und dem Fang des Tages inspirieren. Im Ristorante Capri wird seine bodenständige Genussküche von Vincenzo Tedeschi perfekt vertont. Gekonnt bringt er die mediterranen Partituren des Meisters mit einer eigenen Note auf den Teller: die klassischen Ravioli Caprese oder die Taglioni mit Garnelen aus Mazara del Vallo und Meeresspargel. Ein kulinarisches Konzert, das dem Capri made in Zermatt 17 Punkte und einen Stern einbringt.

montcervinpalace.ch

Alpine Gourmet Prato Borni
Ein geschichtsträchtiger Prachtbau, in dem sich seit 1879 Weltstars, politische Prominenz und gekrönte Häupter die Klinke in die Hand geben. Ein feudaler Speisesaal mit alten Holzvertäfelungen, edlen Kronleuchtern und einem fantastischen Blick auf die Pfarrkirche St. Mauritius. Und eine präzise, kreative Küche, die alpine Einflüsse mit internationalem Flair verbindet. So verwöhnt das Alpine Gourmet Prato Boni im Grand Hotel Zermatterhof seine Gäste. Küchenchef Stefan Lünse hat diesen Sommer eine neue kulinarische Ära eingeläutet. Er kocht aus lokalen, teils vergessenen Produkten komplexe Gerichte, in denen unterschiedlichste Aromen in neuen Geschmackskombinationen aufeinandertreffen. Mit überzeugendem Ergebnis: Der Michelin-Stern bleibt, ebenso die 16 Gault&Millau-Punkte.

zermatterhof.ch

Brasserie Uno
Vor nicht allzu langer Zeit stand die Brasserie Uno noch mit 13 Punkten im Gault&Millau. In der letzten Ausgabe des Gastroführers wurde sie mit 16 Punkten gelistet. Ein (g)astronomischer Aufstieg, der mit einem Michelin-Stern und einem Green Star gekrönt wurde. Trotz des Namens hat das Lokal nicht viel von einer Brasserie, ausser vielleicht die zwanglose Atmosphäre. Vielmehr handelt es sich um ein Fine-Dining-Restaurant ohne Karte. In der offenen Küche setzen der Mexikaner Luis Romo und der Italiener Tommaso Guardascione ihre ungewöhnlichen Ideen mit lokalen Saisonprodukten in einem sechsgängigen Überraschungsmenü um. Jeder Gang ist eine kleine Offenbarung, das Menü ein dreieinhalbstündiges Fest der Sinne.

brasserieuno.com

Saveurs
2025 scheint ein Jahr des Umbruchs. Nach dem Zermatterhof stehen die Zeichen nun auch in Zermatts einzigem Relais & Château, dem Chalet Hotel Schönegg, auf Veränderung. Im Herbst hat der Elsässer Max Latt, der im Restaurant Saveurs seit einem Jahr als Souschef tätig war, das Kommando in der Küche übernommen. Seine Aufgabe besteht darin, die vom Gault&Millau kürzlich verliehenen 15 Punkte mit seiner Fusionsküche, in die er Einflüsse aus der ganzen Welt einfliessen lässt, zu bestätigen. Als Begleitung kuratiert der Sommelier aus einem der am besten bestückten Weinkeller edle Walliser Tropfen sowie Bordeaux und Burgunder. Tagsüber erhält das Gourmet-Erlebnis durch die spektakuläre Aussicht auf das Matterhorn eine besonders exklusive Note.

schonegg.ch

Bazaar
Der Name passt perfekt. Draussen laden auf der den Bergen zugewandten Sonnenseite urgemütliche Sitzbänke zum Verweilen ein, drinnen verbreiten Keramikleuchten und stilvolle Deko orientalisches Flair. Exotisch ist auch die Geschmackswelt. Die vegetarische Ethno-Küche reicht von Spezialitäten aus China bis in den Nahen Osten. Auf der Karte stehen Mezze, Momo (tibetische Ravioli), Dim Sum (kantonesische Häppchen) und weitere Snacks sowie raffinierte Cocktails. Besonders spannend: der East mit Bourbon, Datteln, Granatapfel, Rosenwasser und Zitrone. Michelin honoriert das Konzept mit einem Bib Gourmand. Dass das Bazaar eher Lounge als klassisches Restaurant ist, spielt keine Rolle.

cervo.swiss

Marmo
Das Marmo ist neu im Gault&Millau. Ein Outsider im wahrsten Sinn des Wortes, oben in Furi gelegen. Es überzeugte die Gastrokritiker mit seiner Aussicht, der Feinschmeckerküche und den frischen Zutaten. Die erlesene Bergbeiz mit dem Motto Good vibes, food & wines bringt Kontraste zusammen: urchigen Hüttencharme mit einem jungen Team, bewusst einfache Gerichte mit hochwertigen Produkten, traditionelle Gerichte mit modernen Akzenten, Gusseisentöpfe mit schönem Keramikgeschirr, lokale Weine mit internationalen Tropfen. Zeitweise lockt der Duft von Zimtschnecken Skifahrende von der Piste. Im Winter stehen der Cheesy Tuesday (mit Käsefondue) und jeweils donnerstags der Schnitzeltag auf dem Programm. Den Heimweg kann man zu Fuss oder mit dem Schlitten antreten.

marmo.swiss