
Hestra
Ethik auf schwedische Art
In den schwedischen Wäldern hängen die Bärte der Holzfäller oft voller Eiszapfen. Halb so schlimm. Womit sie keinen Spass verstehen, ist die Qualität ihrer Handschuhe. Ein Abstecher nach Småland verdeutlicht, warum die Marke Hesta mit ihren Produkten und ihrer lokal verankerten Philosophie die Welt erobert hat.
Die Geschichte von Hestra begann 1936 im gleichnamigen Dorf der südschwedischen Provinz Småland. Martin Magnusson schickte sich an, für die Holzfäller der Region Handschuhe herzustellen. Sie sollten warm und strapazierfähig sein, denn als Waldarbeiter wusste er, wie wichtig Qualität ist. Sparen kam für ihn nicht in Frage. Er verwendete Leinen, das zwar teurer war als herkömmliches Material, aber dafür robustere Nähte ermöglichte, und Nieten. Bald schon erweiterte er sein Angebot auf den Wintersport, denn die Region war zur Skihochburg geworden und die Pisten am Isaberg rappelvoll. Im Lauf von vier Generationen, die sich alle für Skifahren, Outdooraktivitäten und Handschuhe begeisterten, etablierte sich Hestra als Hersteller hochklassiger Handschuhe mit Werten, die ebenso stark sind wie die Arme eines schwedischen Holzfällers.
Zusammenhalt und Respekt
In der Umgebung von Hestra wird Respekt im Alltag gelebt. Das war schon so, als Ethik noch nicht zum guten Ton gehörte. Die Småländer seien dickköpfig, aber rechtschaffen, sagt Martin Magnussons Urenkel Anton, der heute die Geschicke des Unternehmens leitet. «Vor 100 Jahren mussten die Bewohner stets etwas mehr arbeiten als andere, um satt zu werden. Hier ist nichts selbstverständlich, alles muss hart erarbeitet werden. Hestra ist mit knapp 500 Einwohnern ein kleines Dorf geblieben, entsprechend ausgeprägt ist die Eigenverantwortung. Bei uns gilt es als Ehrensache, uns gegenseitig mit dem grössten Respekt zu begegnen und Wort zu halten. Die Marke Hestra ist Teil dieser Kultur. Wir legen grossen Wert auf die Qualität unserer Handschuhe, das Wohlergehen der Firma und der Gesellschaft, in der wir leben.»
Handfester Erfolg
Im Winter liegt ein dicker weisser Mantel über Småland. Der viele Schnee lockt Wintersportler schon seit vielen Jahren in die Region. Die ersten Skifahrer wurden am Isaberg in den 1920er-Jahren gesichtet. Er zählt zu den schönsten Hängen im Süden des Königsreichs und ist einer der wenigen Berge des während Jahrtausenden von Gletschern plattgewalzten Landes. Im Winter 1936/37 wurde am Isaberg eine der ersten Slalompisten Schwedens eröffnet. Es folgte ein regelrechter Ansturm. Martin Magnusson und seine beide Söhne Lars-Olof und Göte, auch sie begeisterte Skifahrer, erkannten das Potenzial und stiegen ins Skibusiness ein.
Hestra festigte seine Marktposition, vorerst hauptsächlich in Schweden. In den 1970er-Jahren wurde das mittlerweile von Lars-Olof und Göte geführte Unternehmen zum Hauptsponsor der schwedischen Skinationalmannschaft. Bald schon brach die grosse Zeit des unvergessenen Ingemar Stenmark an. Zehn Jahre streckte er bei seinen zahllosen Siegen und Podestplätzen die Farben von Hestra in die Kameras.
Der internationale Durchbruch folgte eine Generation später mit Claes und Svante Magnusson am Ruder. In den 1990er-Jahren verschickten die sportbegeisterten Brüder ihre Produkte in die ganze Welt. Nächtelang verpackten sie zum Sound von Pink Floyd Handschuhe. Hestra war zur Erfolgsmarke geworden.
Mit viel Fingerspitzengefühl
Für die hochwertigen Stadthandschuhe aus Leder greift Hestra auf die wenigen noch tätigen Handschuhhersteller in Ungarn zurück. Anton und sein Bruder Niklas beherrschen diese Kunst ebenfalls. Sie haben sich ausbilden lassen, um die Ursprünge von Hestra zu erhalten und eine sorgfältige Verarbeitung zu garantieren.
Darauf legt die Marke grossen Wert, ebenso wie auf Beständigkeit. Sie pflegt ihre Partnerschaften, die teilweise schon seit mehreren Jahrzehnten bestehen. 1970 ging Lars Olof mit viel Weitsicht Joint-Ventures mit zwei chinesischen Manufakturen ein. Drei Magnusson-Generationen später liefern sie noch immer einen Teil der Produktion, der Rest stammt aus den Hestra-Fabriken in Vietnam und Ungarn.
Umweltfreundliches Material
Bereits in den 1980er-Jahren stieg Hestra auf chromfrei gegerbtes Leder um. Heute wird ein Teil der verwendeten Stoffe aus Plastik und Recylingmaterial hergestellt. Bei der Imprägnierung verzichtet Hestra grösstenteils auf Fluorcarbon (PFC) und verwendet ausserdem ZQ-zertifizierte, das heisst nachhaltige, rückverfolgbare und tierschonende Merinowolle aus Neuseeland.
Beim Herstellungsprozess wird streng auf Umweltaspekte geachtet und durch die hohe Qualität der Handschuhe sowie die austauschbare Innenhaut der meisten Modelle eine lange Lebensdauer garantiert. Sogar einen Reparaturservice bietet Hestra an. Damit bekommt man auch im härtesten Winter keine kalten Finger, sondern ist geschützt wie ein Smålander!