Mikaela Shiffrin

Skifahrerin der Superlative

Autor
Claude Hervé-Bazin
Urheberrechte ©
Longines
Veröffentlichung
Winter 2023-2024

Mit nur 28 Jahren ist die sympathische Amerikanerin aus Vail in Colorado die erfolgreichste Alpin-Skifahrerin der Geschichte. Sie ist auch diese Saison mit einem Sieg — ihr 89.! — in den Weltcup gestartet. Wird sie ihre Rekordserie fortsetzen?

Niemand kann ihr das Wasser reichen. Mikaela Shiffrin ist ein echtes Phänomen. Drei Olympiamedaillen, darunter zwei goldene, hat sie schon gewonnen, sieben WM-Titel, 89 Weltcup-Siege und 139 Podestplätze eingeheimst, in vier der fünf klassischen Disziplinen (mit Ausnahme der Abfahrt) Rennsiege verbucht und sechs Kristallkugeln geholt. Ingemar Stenmarks Rekord ist gefallen und der von Lindsey Vonn zerschlagen. Keine der Skilegenden hat der Powerfrau standgehalten.

Mikaela Shiffrin ist eine Siegernatur. Sie kam im amerikanischen Skimekka Vail praktisch mit Brettern an den Füssen zur Welt. Im Alter von fünf Jahren beschloss sie, Profiskifahrerin zu werden. Niemand und nichts brachte sie von dieser Idee ab. Schon damals fiel sie durch ihren eisernen Willen auf. Das Kürzel ABFTTB auf ihrem Helm ist eine Kampfansage: Always Be Faster Than The Boys! Sie zog früh zu Hause aus, um die Burke Mountain Academy High School im Vermont, am anderen Ende der USA, zu besuchen. Die Talentschmiede wird von Visionären und Unternehmern geführt und hat schon etliche Champions hervorgebracht.

Früh übt sich, wer ein Meister werden will, sagt das Sprichwort. Mikaela ist ein Paradebeispiel. Sie wurde mit nur
16 Jahren US-amerikanische Slalommeisterin. Zwei Jahre später schrieb sie in Sotschi als jüngste Olympiasiegerin in dieser Disziplin Sportgeschichte. Ab da war sie nicht mehr zu bremsen. Die ersten Titel in ihrer jungen Karriere holte sie alle im Slalom. Dabei sollte es nicht bleiben. Mikaela entpuppte sich als Multitalent und fuhr plötzlich in fast allen Alpin-Disziplinen Erfolge ein. 2019 gelang ihr ein historischer Vierfachsieg: Sie gewann gleich vier Kristallkugeln in einer Weltcup-Saison: in der Gesamtwertung, im Slalom-, Riesenslalom- und im Super-G. In der gleichen Saison stellte sie mit 17 Siegen einen neuen Rekord auf, der sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen bis heute ungeschlagen bleibt.

Ihr Markenzeichen sind schnelle Starts und kontrollierte Abfahrten, ebenso wie ein unbändiger Wille und eine durchwegs positive Einstellung. Sie hält gern einen Mittagsschlaf und begeistert auch gern mal mit einer Tanzeinlage, wenn sie mit Bestzeit durchs Ziel gefahren ist. Die Amerikanerin wollte schon immer die beste Skifahrerin der Welt werden. An den Olympischen Spielen sollte dieser Wunsch in Erfüllung gehen, so ihr Plan. Die Buchmacher sahen Mikaela in drei der sechs olympischen Skiwettkämpfe, an denen sie teilnehmen wollte, als Favoritin. Auf ihren Schultern lastete ein immenser Druck, dem sie nicht standhielt: Die Spiele wurden zum Desaster. Im Slalom fuhr sie aggressiv und riskant und schied im ersten Durchgang aus. Eine schlechte Erinnerung, die sie aus ihrem Kopf verbannt hat. «Für mich gibt es Entscheidenderes als Rekorde zu brechen. Viel wichtiger ist es, die nächste Generation zu inspirieren», sagte sie später. Dieses Motto wird sie auch diesen Winter begleiten.

fis-ski.com