Auge in Auge mit den Alpen

Zu Fuss zu den schönsten Aussichtspunkten Zermatts

Autor
Claude Hervé-Bazin
Urheberrechte ©
Emilie Chaix
Veröffentlichung
Winter 2022-2023

In Zermatt hat man auf den Pisten stets die schönsten Alpenpanoramen im Blickfeld. Was aber, wenn man nicht skifährt? Wo kann man die umwerfende Bergwelt am besten bewundern?

Zermatt liegt zwar idyllisch eingebettet im Mattertal, doch von dort sehen die Berge mit ihrer überdimensionierten Basis und steil in die Himmel ragenden Gipfeln etwas unförmig aus. Um einen Eindruck von ihrer gewaltigen Schönheit zu erhalten, muss man sich mit den Bergen auf Augenhöhe begeben.

Warum sich das Leben unnötig schwer machen? Vom Dorfzentrum aus fährt die unterirdische Sunnegga-Standseilbahn in knapp fünf Minuten auf 2288 Meter Höhe – und schon sind 668 Meter gewonnen! Das am einfachsten erreichbare Zermatter Bergpanorama enttäuscht nicht. Genau in der Achse des Tals und einer weissen Kuppe zeichnet sich das Matterhorn vom Himmel ab. Wem der ikonische Berg dann doch ein bisschen zu weit weg ist, kann mit der Gondelbahn weiter nach Blauherd (2571 m) und mit einer Luftseilbahn auf das Rothorn (3103 m). Hier zeigt das Matterhorn ein anderes Gesicht. Es wirkt schwerelos, wild und unberührt.

Die rote Schlange der Gornergratbahn

Eine andere Variante ist die Gornergratbahn, die ihre Gäste nicht nur hinauf in die Berge bringt, sondern sie auf eine Reise in die Vergangenheit mitnimmt. Die älteste elektrische Zahnradbahn Europas wurde 1898 in Betrieb genommen und geniesst Kultstatus. Sie verspricht eine 33-minütige Bahnfahrt voller Wow-Erlebnisse. 120 Sekunden nach dem Start bereits das erste Highlight: Das Matterhorn rückt ins Blickfeld. Ein paar Lärchen versuchen ihm die Schau zu stehlen, aber ihr Vorhaben ist zum Scheitern verurteilt. Schon bald machen sie den Platz frei für schneebedeckte Aussichtspunkte auf dem Riffelberg (2582 m), der auch von Furi über Rotenboden (2815 m) erreicht werden kann. Von dort aus betrachtet hat der Schneidezahn des Matterhorns an Grösse gewonnen. Im Frühwinter spiegelt er sich immer noch im glitzernden Wasser des fünf Gehminuten entfernten Riffelsees. Schliesslich endet der Weg am Fuss des Kulmhotels auf 3089 Metern, direkt gegenüber dem Eisstrom des Gornergletschers. Atemberaubend! Auf der linken Seite ist das Dach der Schweiz, die Dufourspitze (4634 m), zu sehen.

Dem Matterhorn ganz nah

Weiter geht es zunächst nach Furi und dann mit der Gondelbahn zum Schwarzsee (2583 m). Hier kann sich der Berg der Berge im Winter zwar keine Bestätigung holen, dass er der schönste im ganzen Land ist, aber das tut der Aussicht keinen Abbruch. Wie ein Haifischzahn sticht die Pyramide in den blauen Himmel. Eine besonders gute Sicht hat man von der Terrasse des Hotels Schwarzsee.

Der Luxus Zermatts besteht auch darin, dass man nahtlos von einer Bergbahn zur nächsten wechseln kann. Dritte Etappe ist die Gondelbahn auf Trockener Steg (2939 m). Alternativ ist er direkt von Furi aus erreichbar, aber warum sollte man sich beeilen? Wo sonst geniesst man schliesslich eine solch fantastische Rundumsicht? Das Matterhorn, schlanker als je zuvor, richtet sich in seinem ganzen Stolz hinter dem Furggengrat auf. Dort ist die Reise keineswegs zu Ende. Eine letzte Gondelfahrt und man steht auf dem Matterhorn Glacier Paradise auf 3883 Metern Höhe. Hier ist – bis kommenden Juni – Endstation.

matterhornparadise.ch