HM11 Architect & HM11 Art Deco

HM11 Architect & HM11 Art Deco

Verwischung der Grenzen zwischen Uhrmacherkunst und Architektur

Urheberrechte ©
MB&F
Veröffentlichung
November 2025

2023 entstand die HM11, ein Hybrid-Objekt zwischen komplexer Uhrmacherkunst und Architektur, das von MB&F-Kreativdirektor Maximilian Büsser und Designer Eric Giroud kreiert wurde. Seine Linienführung wurde von der neofuturistischen Architektur der 1960er- und 1970er-Jahre inspiriert. Für die HM11 Art Deco, deren Editionen im Jahr 2025 präsentiert wurden, führte Designer Maximilian Maertens typische Designelemente der Art-déco-Bewegung der 1930er-Jahre ein.

HM11 Architect
„Ein Haus ist eine Maschine zum Wohnen“: Dieses Zitat von Le Corbusier begleitet MB&F seit Jahren, denn die Horological Machines der Marke werden nicht nur getragen, sondern regelrecht „bewohnt“. Sie laden dazu ein, in eine Geschichte, eine andere Zeit oder eine Fantasiewelt einzutauchen. Die erste Horological Machine N°11 griff diese Idee auf und setzte sie in die Tat um. Das Objekt für das Handgelenk wurde zu einem Designhaus im Miniaturformat mit Zimmern, einem Atrium, Fluren und einer Eingangstür. Ergebnis dieses Ansatzes war kein traditionelles Gehäuse mit Zifferblatt, sondern ein mikroarchitektonisches Meisterwerk, das zufällig die Zeit anzeigte.

Die erste HM11 Architect wurde 2023 präsentiert, die Ursprünge des Designs liegen jedoch viel weiter zurück, nämlich in den späten 1960er- und frühen 1970er-Jahren. Damals begannen einige radikale Architekten damit, den Gebäuden organische Formen zu verleihen. Sie entwarfen Häuser, die aussahen, als hätte die Erde selbst sie erschaffen: geschwungene und gebogene Formen, Volumen, die sich um Sichtachsen und Extremitäten winden. Der Stil war direkt vom Menschen inspiriert, nicht nur theoretisch, sondern in Form und Maßstab. Maximilian Büsser sah sich diese organischen Häuser an und dachte: „Was, wenn das Haus eine Uhr wäre?“

Als Antwort auf diese Frage entstand die HM11 Architect. Ein zentrales fliegendes Tourbillon streckte sich unter einem doppelt gewölbten Saphirglasdach himmelwärts. Die obere, vierpassförmige Brücke erinnerte an die Obergaden-Fenster einer Kathedrale. Von diesem Zentrum aus strebten vier symmetrische Elemente nach außen und bildeten die Räume des Hauses. Die vier Zimmer waren keine Metaphern: Jedes von ihnen hatte eine bestimmte Funktion und konnte durch einfaches Drehen des Gehäuses entweder direkt vor dem Träger der Uhr oder um 45° versetzt platziert werden. So ließ sich die Ausrichtung ganz beliebig auswählen.

Das Zeit-Zimmer lieferte die wesentlichen Informationen: Stunden und Minuten wurden mit vertrauter, intuitiver Klarheit angezeigt. An Stäben befestigte Kugeln dienten als Markierungen, wobei größere, hellere Aluminiumkugeln für die Viertel eingesetzt wurden, während kleinere, dunklere Titankugeln den Kreis vervollständigten. Das nächste Zimmer beherbergte die Gangreserveanzeige: fünf Kugeln, deren Größe je nach im Federhaus gespeicherter Energie zunahm, wobei eine polierte Aluminiumkugel mit 2,4 Millimetern einen vollen Speicher anzeigte. Im nächsten Zimmer wurde ein Thermometer installiert – kein elektronischer Sensor, sondern ein mechanisches System mit einem Bimetallstreifen. Die Spanne reichte von -20 bis 60 ° Celsius beziehungsweise null bis 140 ° Fahrenheit, je nach Wunsch des Besitzers. Das letzte Zimmer sah ziemlich leer aus, lediglich eine kleine Plakette mit dem MB&F-Streitaxt-Emblem befand sich darin. Dieses ruhige Zimmer war das Modul zur Zeiteinstellung. Durch Ziehen an der transparenten Einheit öffnete sich die Tür mit einem Klicken, durch Drehen wurden die Zeiger bewegt. Die Krone war der Schlüssel des Hauses.

Die Uhr wurde nicht über die Krone aufgezogen, sondern durch das Drehen des gesamten Gehäuses auf seinen Fundamenten. Bei jeder Drehung um 45° im Uhrzeigersinn spürte man mit den Fingern ein Klicken und das Federhaus erhielt genau 72 Minuten Energie. Mit zehn vollständigen Umdrehungen erreichte man die volle Autonomie von vier Tagen (96 Stunden). Die ungewohnte Handhabung überraschte viele beim ersten Tragen: Das Aufziehen erforderte nicht bloß die winzige Bewegung einer Fingerspitze, vielmehr wurde ein ganzer Gegenstand gedreht. Diese Berührung vertiefte die Bindung zwischen Besitzer und Maschine. Der Vorgang fühlte sich spielerisch an und war gleichzeitig überaus präzise.

Das 42-mm-Gehäuse selbst zeigte, welch große Bedeutung die Hausmetapher bei dieser Uhr hatte. Die Außenwände der Zimmer bestanden aus Titan Grade 5. Das Atrium wurde dank des transparenten, aus zwei übereinanderliegenden Saphirglaskuppeln bestehenden Dachs von Licht durchflutet. Auch die Krone war aus Saphirglas und hatte einen Durchmesser von knapp zehn Millimetern – ein Novum, das eine besondere Technik erforderte. Eine Krone dieser Größe kann sich nicht auf eine einzige überdimensionale Dichtung verlassen, da diese durch die Reibung unbrauchbar werden würde. Die Lösung bestand darin, mehrere Schichten zu verwenden, die wie eine doppelte Luftschleuse wirkten. Allein die Krone war insgesamt mit acht Dichtungen versehen. Die Dichtungen rund um das Gehäuse und die Lünette erhöhten die Zahl auf neunzehn.

Der Motor unter dem Dach war ein intern gefertigtes, dreidimensional konstruiertes Uhrwerk mit Handaufzug und Kegelradgetriebe. Das fliegende Tourbillon hatte einen Rhythmus von 2,5 Hertz, das heißt 18 000 Halbschwingungen pro Stunde. Ein Dämpfungssystem mit vier hochgespannten Tragfedern, die zwischen dem Motor und dem unteren Gehäuseteil verborgen waren, schützte das Uhrwerk vor Stößen. Dabei handelte es sich nicht um einfache Drahtringe, sondern um maßgeschneiderte Elemente, die per Laser aus verchromtem, gehärtetem Stahlrohr geschnitten wurden – eine Lösung, die der Luft- und Raumfahrttechnik entlehnt wurde.

Die erste HM11 wurde in zwei auf jeweils 25 Exemplare limitierten Editionen mit ozonblauen oder roségoldfarbenen Platinen und Brücken lanciert. Sie legte eindeutig den Grundstein für eine neue Spezies. Am Handgelenk sah die Uhr wie ein architektonisches Objekt aus. In der Hand fühlte sie sich an wie ein Raumschiff aus den 1970er-Jahren.

HM11 Art Deco
Der nächste Schritt in der Entwicklung dieser Serie ist keine Abkehr von ihren Wurzeln, sondern ein Wechsel der Designsprache: Die HM11 Art Deco spricht mit einer anderen Stimme, ohne jedoch die Grundlagen zu verändern. Verantwortlich für diese Stimme ist der Berliner Designer Maximilian Maertens. Er entdeckte den Art déco nicht etwa an der Uni: Mit sechzehn Jahren besuchte er das Pariser Kino Le Grand Rex und bemerkte, dass dieses Gebäude in einer Stadt, in der so viele Eingänge und Fassaden vom Jugendstil geprägt sind, etwas Besonderes war. Diese Erinnerung vergaß er nie und sie wurde schließlich zur Richtschnur für das Design der Uhr. Die Aufgabe, die sich daraus ableiten ließ, war klar: die Architect weiterzuentwickeln, ohne dabei ihre Identität zu verlieren.

Der Art-déco-Stil kommt in der Struktur und der grafischen Gestaltung der neuen HM11 zum Ausdruck. Auf der Zifferblattseite werden zwei Farben verwendet, um die Ringe und Felder optisch voneinander zu trennen. Für die Anzeigen wird statt der ursprünglichen konischen Stäbe das Sonnenstrahl-Motiv verwendet, das für die Plakate dieser Zeit typisch ist. Für die Temperaturanzeige wird nun eine Typografie genutzt, die von dieser Epoche inspiriert ist. Die Metallarbeiten machen die Botschaft greifbar: Die von oben sichtbaren Brücken bestechen mit einer vertikaleren, blockartigen Form, ihre Profile erinnern an ornamentales Mauerwerk und rhythmisch gestaltete Fassaden. Auf dem Gehäuse wurden die kleinen Dachelemente mit feinen Rillen überarbeitet, die an das gestufte Profil von Wolkenkratzern – wie dem Chrysler Building – erinnern. Von oben gesehen wirken sie wie Türme im Miniaturformat, im Vorbeigehen betrachtet sorgen sie für eine vertikale Dynamik, die mit den Sonnenstrahl-Zifferblättern harmoniert.

Die Tourbillonbrücke wurde neu gestaltet, ihre Achse orientiert sich nun an den größeren Brücken der Grundplatine: Wenn die Ausrichtung genau stimmt, lässt sich eine klare Linie erkennen, die die Architektur zu einer Einheit verbindet. Die Krone ist mit kleinen Stufen versehen, die die Schichtenoptik der Art-déco-Plakatkunst widerspiegeln. Die Änderungen sind subtil, verdeutlichen aber den Ansatz, der bei diesem neuen Kapitel verfolgt wurde: viele kleine Entscheidungen, die der Vision gemeinsam Gestalt verleihen.

Die Unterschiede zwischen den beiden Kapiteln der HM11 werden deutlich, wenn die Uhren nebeneinanderliegen. Die Architect fühlt sich an wie frisch gespritzter Beton mit sanft gerundeten, organischen und experimentellen Formen. Die Art Deco ist geradliniger und setzt auf Vertikalen und Sonnenstrahlen-Motive für eine strukturierte, grafische Optik. Die erste liest sich wie ein humanistisches Experiment, die zweite wie eine in die Höhe schießende Stadt, deren Türme und Fassaden in Millimeter und Mikrometer umgewandelt wurden. Beide gründen auf demselben Fundament und erzählen Geschichten, die den Träger an einen ganz bestimmten Ort entführen. Beide sind Maschinen, die gebaut wurden, um gelebt zu werden.

Die beiden Modelle der neuen HM11 Art Deco sind aus Titan Grade 5 gefertigt und auf je 10 Exemplare limitiert:
- mit blauem Zifferblatt und 3N-gelbgoldfarbenen Brücken, kombiniert mit einem weißen Armband aus Eidechsenleder
- mit grünem Zifferblatt und 5N-roségoldfarbenen Brücken, kombiniert mit einem beigen Armband aus Eidechsenleder.

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