Andreas Biner

„Wir müssen uns den Herausforderungen der Zukunft gemeinsam stellen“

Autor
Valérie Perren
Urheberrechte ©
Sarah Deriaz
Veröffentlichung
Winter 2018-2019

Die Burgergemeinde konnte an der letzten Burgerversammlung auf ein erfreuliches Geschäftsjahr zurückblicken. Andreas Biner, Burgerpräsident, Verwaltungsratspräsident und CEO der Matter­horn Group Management AG, erklärt im Interview die Hintergründe für die Umsatzsteigerung und seine touristische Vision von Zermatt.

Biner, Julen, Taugwalder, und Aufdenblatten sind berühmte Zermatter Familien, die zusammen mit weiteren Alteingesessenen die Burgergemeinde von Zermatt bilden. Die Burgergemeinde zählt heute rund 1500 Mitglieder und leistet seit den Anfängen des Tourismus am Fusse des Matterhorns einen grossen Beitrag zur Entwicklung Zermatts. Neben der Waldwirtschaft hält sie Beteiligungen an touristischen Unternehmen im Matterhorndorf. So ist sie beispielsweise grösste Aktionärin der Zermatt Bergbahnen AG. Das Kerngeschäft der Burgergemeinde bildet jedoch der Betrieb von mehr als einem Dutzend Hotels und Restaurants, die gegen aussen unter der Bezeichnung Matterhorn Group auftreten. Die Matterhorn Group generiert einen jährlichen Umsatz von rund ­­33 Millionen Franken und beschäftigt bis zu 350 Mitarbeitende. Damit ist sie eine der grössten Arbeitgeberinnen der Region und eine der wichtigsten touristischen Leistungsträgerinnen der Destination Zermatt. Im Geschäftsjahr 2017 konnten die Hotels und Restaurants der Burgergemeinde Zermatt eine Gesamtumsatzsteigerung von 11 Prozent erwirtschaften und der erarbeitete Cashflow erhöhte sich um 17,2 Prozent.

Andreas Biner, im letzten Geschäftsjahr ist der Umsatz der Matterhorn Group um 3,3 Millionen Franken und der Cashflow um rund 800’000 Franken gestiegen. Wie erklären Sie diese äusserst positive Entwicklung?
Die verbesserte Konjunkturlage, der etwas abgeschwächte Schweizer Franken, aber auch die guten Wetterverhältnisse haben sich sicher positiv auf das Geschäftsergebnis ausgewirkt. Daneben gibt es unternehmensintern im Wesentlichen zwei Gründe für diese Entwicklung. Erstens haben wir unsere Marketing- und Sales-Aktivitäten in den letzten Jahren weiter professionalisiert. Durch die Einführung verschiedener digitaler Hilfsmittel konnten wir unser Online-Marketing laufend verbessern. Zweitens haben wir das Dreisternehotel Continental übernommen, was den Beherbergungsertrag erhöht hat.

Auch in Bezug auf Qualität hat sich in den letzten Jahren einiges getan: Das Gourmet-Restaurant Prato Borni erhielt 15 GaultMillau-Punkte, die Pizzeria Rothorn wurde bei Swiss Gastro ausgezeichnet und das Grand Hotel Zermatterhof rangiert im Hotelrating der Sonntagszeitung unter den 20 besten Hotels der Schweiz. Stehen diese Auszeichnungen in Zusammenhang mit den grossen Renovationen der letzten Jahre?
Sicher spielt dies eine Rolle. Wir haben in den letzten 15 Jahren rund 110 Millionen Franken in die Hotels und Restaurants der Burgergemeinde investiert, um den stetig steigenden Ansprüchen unserer Gäste gerecht zu werden. Vor allem im Grand Hotel Zermatterhof sind regelmässige Aufwendungen unabdingbar, wenn wir die Erwartungen unserer Gäste erfüllen wollen. Deshalb wurde im laufenden Jahr erheblich in die Lobby, die Meetingräume und den Back-Office-Bereich des Fünfsternebetriebs investiert. Im Sinne eines Beitrags zu einer nachhaltigen und umweltbewussten Geschäftstätigkeit wurde ausserdem die bestehende Erdölheizung im Zermatterhof durch eine neue Anlage mit erneuerbarer Energiequelle ersetzt.
Allerdings reicht heute eine intakte Infrastruktur allein nicht mehr aus. Neben den Renovationen haben wir deshalb auch die Qualität unserer Dienstleistungen verbessert. So wurden die Betriebe der Matterhorn Group in den letzten Jahren mit dem Qualitätsmanagement-System ISO 9001 und dem Umweltmanagement-System ISO 14001 zertifiziert.

Was ist Ihre Zukunftsvision für Zermatt?
Ich denke, Zermatt ist derzeit gut aufgestellt. Trotzdem sehen wir uns mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Die Billigangebote für Reisen ans Meer üben starken Druck auf unsere Preise aus. Damit wir ihm standhalten können, ohne in eine negative Preisspirale zu rutschen, brauchen wir ein attraktives und qualitativ hochstehendes Gesamtangebot.
Gleichzeitig müssen wir uns der Thematik Individualgast versus Gruppengast stellen. Vorwiegend im Sommer gehen sonst Individualgäste verloren, die sich bei uns nicht mehr richtig wohlfühlen. Die Lösung für Zermatt liegt meiner Ansicht nach in einem guten Nebeneinander von Gruppen- und Individualgästen. Dafür braucht es eine einvernehmliche Zusammenarbeit der Leistungsträger. Die grossen Leistungsträger sind derzeit dabei, die bestehende Strategie von Zermatt zu überarbeiten. Die Bereitschaft innerhalb der Destination, nach zukunftsgerichteten Lösungen zu suchen, ist gegeben. Dass alle am gleichen Strick ziehen, ist dafür Grundvoraussetzung.