Markus Hasler

„Wir wollen unter den Besten der Welt bleiben“

Autor
Laurent Grabet
Urheberrechte ©
Thomas Crauwels
Veröffentlichung
Winter 2017-2018

Die Zermatter Bergbahnen erzielten letztes Jahr ein Rekordergebnis. Besonders ­erfreulich war dabei trotz der europaweit angespannten Lage das Wintergeschäft. ­Markus Hasler, CEO der Zermatt Bergbahnen AG, erklärt, wie es dem Unternehmen gelingt ­solche Zahlen zu schreiben.

Seit einigen Jahren läuft es auf dem globalen Skimarkt harzig, da macht auch die Schweiz keine Ausnahme. Gemessen an 2008/09 haben die hiesigen Wintersportorte 26,7 Prozent Skifahrertage eingebüsst. In den kommenden drei Jahren könnten in der Westschweiz rund 30 Prozent der Skigebiete verschwinden. Das goldene Zeitalter des Wintersports scheint endgültig vorbei. Immer weniger Leute fahren Ski und die, die es tun, ändern ihre Konsumgewohnheiten. Erschwerend kommt hinzu, dass sich der Alpenraum doppelt so stark erwärmt wie im globalen Durchschnitt. Besonders deutlich wird der Temperaturanstieg beim rückläufigen Schneefall und dem immer späteren Wintereinbruch. Trotzdem ist Zermatt noch vor dem weltbekannten Verbier der meistbesuchte Wintersportort der Schweiz. Im Geschäftsjahr 2016/17 erzielte die ­Zermatt Berg­bahnen AG einen Umsatz von knapp 70 Millionen Franken bei 1’318’000 Skifahrertagen. Welche Strategien führten zu diesem Rekordergebnis? Welche Zukunft hat der Skisport? Markus Hasler, CEO der Zermatt Bergbahnen AG, gibt Auskunft.

Die Zermatt Bergbahnen AG hat in der letzten Saison einen Rekordumsatz erwirtschaftet. Wie erklären Sie dieses für das heutige Wintergeschäft überraschende Ergebnis?
2016/17 hatten wir 44’000 mehr Skifahrer als im Vorjahr. Unser Winter war daher trotz Schneemangel gewinnbringend. Ein Skitag kostet uns im Durchschnitt 300’000 Franken und es braucht zwischen 7000 und 8000 Skifahrer, um diese Kosten zu decken. Wir erzielten 43,8% Cashflow und 49,4% EBITDA (Anm.d.Red.: Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Das sind bemerkenswerte Zahlen für ein Bergbahnunternehmen. 75 Prozent unseres Umsatzes von 69,7 Millionen Franken wurden im Winter erwirtschaftet. Wir führen diesen Erfolg darauf zurück, dass wird die hohe Qualität, die für ein internationales alpines Wintersportgebiet unabdingbar ist, konsequent umsetzen. Wenn die Kunden ein so hohes Qualitätsniveau geboten bekommen, sind sie auch bereit, dafür zu bezahlen.

Ihre Beschneiungsanlagen sind ein wichtiges Element dieses Qualitätsstrebens. Können Sie uns mehr darüber verraten?
Wer nach Zermatt kommt, kann sich darauf verlassen, dass er qualitativ guten Schnee antrifft. Das liegt nicht nur an unserer Höhenlage – die höchste Bergbahnstation Zermatts befindet sich 3883 Meter über Meer –, sondern auch an unserem leistungsstarken Beschneiungssystem. Trotz gravierendem Schneemangel im vergangenen Winter waren alle unsere Pisten offen. Die Beschneiungsanlagen sind unsere Lebensversicherung. Sie sorgen dafür, dass unser Skigebiet bereits in der Vorsaison ab November gut besucht ist. Seit 2002 wurden 100 Millionen Franken in diesen Bereich investiert. Als nächstes möchten wir den unteren, 2,5 Kilometer langen Teil der Tufternkumme mit Beschneiungsanlagen ausstatten. Unser Ziel ist es, überall mehr Schnee in kürzerer Zeit zu produzieren, sobald es die Temperaturen zulassen. Parallel dazu behalten wir den Klimawandel im Auge, indem wir die Gletscher überwachen.

Welche Grossinvestitionen stehen bei den Bergbahnen an?
Im Oktober 2018 wird auf dem Klein Matterhorn eine neue Bahn in Betrieb genommen. Ihr Bau wurde 2015 begonnen und kostet 55 Millionen Franken. Diese hochmoderne 3S-Bahn ist deshalb so wichtig, weil sie die höchste Erhebung unseres Skigebiets aufwertet. In der gleichen Umgebung befindet sich ein weiteres grosses Projekt in Planung. Zwischen Testa Grigia und Klein Matterhorn soll eine Seilbahn entstehen, die Zermatt mit Cervinia verbindet. Ihr Bau wird auf 25 Millionen Franken budgetiert und soll 2019 in Angriff genommen werden. Die Anlage ist ein neues Tor zu den Alpen. Auf dieser bisher höchsten Alpenquerung gelangt man schnell über die Berge und geniesst dabei eine wunderbare Panoramasicht. Das dürfte insbesondere asia­tische Besucher, die auf ihrer klassischen Strecke in 10 bis 15 Tagen von Paris nach Mailand reisen, ansprechen. Wenn wir unter den Besten der Welt bleiben wollen, müssen wir auch weiterhin eine Infrastruktur auf diesem Niveau sicherstellen.

Trotz Ihrer erfreulichen Zahlen fahren nachweislich immer weniger Leute Ski. Wie gehen Sie damit um?
Unsere wichtigsten Märkte sind die Schweiz, Deutschland, Grossbritannien und die USA. In diesen Ländern hatte der starke Franken kaum negative Auswirkungen. Daher verdanken wir ihnen auch immer noch 65 Prozent unserer Logiernächte. Dass die Zahl der Skifahrer in der Schweiz und in Europa insgesamt sinkt, stimmt natürlich. Free­riden hingegen boomt. Wir werden daher unser Angebot diesbezüglich erweitern. Beim Bau künftiger Bergbahnen muss diese Trendverschiebung berücksichtigt werden. Im Weiteren bearbeiten wir neue Märkte mit grossem Potenzial wie Japan, China, Thailand, Taiwan, Hongkong und Indien. Derzeit kurbeln die Gäste aus diesen Ländern vor allem unser Sommergeschäft an. Sie sorgen für 25 Prozent unseres Umsatzes. Bis 2022 möchten wir diesen Anteil auf 30 Prozent steigern. Dazu diversifizieren wir unser Angebot, das derzeit vornehmlich aus Wandern und Mountainbiken besteht. Geplant ist unter anderem der Bau eines Alpine Coaster, einer ganzjährig betriebenen Schlittelbahn. Und auch im Matterhorn glacier paradise sollen neue Freizeitangebote entstehen.

www.matterhornparadise.ch