Kai Lenny

Der König der Surfer im Bann der Zermatter Berge

Autor
Laurent Grabet
Urheberrechte ©
David Carlier
Veröffentlichung
Winter 2017-2018

Kai Lenny ist im vergangenen Juli auf Einladung seines Sponsors Tag Heuer in Zermatt gesurft. Der hawaiianische Sportler wollte aber höher hinaus und bestieg während seines Aufenthalts das Breithorn. Zurück im Tal berichtete er begeistert von der Faszination, die Zermatt und die Walliser Alpen auf ihn ausüben.

Auch dann, wenn ihm aufgrund der für ihn ungewohnten Höhenlage die Puste ausgeht, verliert der 24-Jährige seinen Humor nicht. „Ich fühle mich hier wie ein Fisch ohne Wasser!“, keucht Kai Lenny, dessen hawaiianischer Vorname Ozean bedeutet, als er zusammen mit der Wingsuiterin Géraldine Fasnacht das Breithorn (4164 m) erreicht. Die beiden Athleten sind auf Einladung ihres gemeinsamen Sponsors, der Uhrenmarke Tag Heuer, im Rahmen der Werbetour Kai Lenny rides Switzerland in Zermatt. Für den König der Surfer ist es die erste Bergbesteigung. „Ich kannte die Schweiz so gut wie gar nicht. Als 15-Jähriger war ich einmal für ein paar Tage in der Region Zürich, das ist aber schon alles.“

Die Zermatter Bergwelt zieht den Hawaiianer in seinen Bann. Er, der auf der Big Waves Tour mit seinem Surfbrett als einzige Waffe bis zu 20 Meter hohe Monsterwellen bezwingt, ohne mit der Wimper zu zucken, kann es kaum fassen. Überwältigt ist er vor allem von der „Pyramide, die viel steiler ist als jede Welle“, wie er das Matterhorn bezeichnet. „Ich hatte eine Nachbildung in Disneyland gesehen, aber das Original ist etwas völlig anderes!“, schwärmt er, während er mit amerikanischer Lässigkeit einen Walliser Teller isst.

„Alle diese Berglandschaften sind so intensiv, wenn man sie in echt sieht. Auch der beste Film kann ihrer Kraft nie und nimmer gerecht werden“, meint Kai. Nach einem Pano­ramaflug mit dem Helikopter war es vollständig um ihn geschehen. Er habe Gänsehaut gehabt, gesteht er. In Anlehnung an die hawaiianische Kultur, in der er gross geworden ist, spricht er von „Mana“, jener elementaren Energie, die von den imposanten Bergen ausgeht. „Diese Kraft zu spüren ist für mich ebenso wichtig wie die sportliche Herausforderung. Egal, ob du an Gott glaubst oder nicht, in solchen Momenten wirst du spirituell. Diese Macht entzieht sich unserem Verständnis. Sie ist etwas viel Grösseres als wir Menschen, die völlig unbedeutend werden, ohne dass diese Bedeutungslosigkeit ein Problem darstellt.“ Die Walliser Alpen bezeichnet er als Pohaku – den Urfelsen, aus dem die Welt besteht. Es gibt Orte, an denen das Mana konzentriert auftritt und von dort auf die Welt und die Menschen ausstrahlt, die seine Kraft in sich aufnehmen. Einer dieser Orte ist der Vulkan Hale’a’kala auf der Insel Maui, wo Kai wohnt. „Auch diese fantastischen Alpengipfel gehören dazu“, erklärt Kais Vater und Manager.

In Zermatt konnte sich Kai auf dem Riffelsee am Fuss des Matterhorns beim Hydrofoil-Windsurfen und Hydrofoil-­Kitesurfen austoben. Trotz dem für seine Verhältnisse ­extrem kalten Wasser machten ihm diese unkonventionellen Rides mächtig Spass. Hier flösst ihm die grandiose Natur genauso viel Ehrfurcht ein wie auf seinem geliebten Ozean. Er ist ungeachtet seiner vielen Erfolge extrem bescheiden geblieben.

Wie geht er mit dem Risiko um? Den Blick auf den Monte Rosa und die vielen Viertausender gerichtet, antwortet Kai, er sei immer auf das Schlimmste gefasst. „Trotzdem denke ich aber nicht jedes Mal, wenn ich auf mein Brett stehe, daran, dass ich sterben könnte.“ Er wägt jedes Risiko sorgfältig ab. Entscheidend sind dabei seine Erfahrung und sein Bauchgefühl. Sogar für unerwartete Ereignisse hat er – in den meisten Fällen – einen Plan B. Er kann zum Beispiel unter Wasser 4 Minuten und 45 Sekunden die Luft anhalten. Abschliessend fügt der Surfer hinzu: „Ich snowboarde zwar ab und zu, aber im Moment bleibe ich lieber bei meinen flüssigen Bergen, die flössen mir weniger Angst ein!“

www.positivelykai.com